Tallinns hölzerner pionier: Estlands erstes hochhaus aus holz setzt neue maßstäbe
In Tallinn, der dynamischen Hauptstadt Estlands, entsteht ein architektonisches Wahrzeichen, das die Grenzen des nachhaltigen Bauens neu definiert. Die „Fahle Terrassen“, ein achtstöckiges Bürogebäude in prominenter Lage, werden das erste Hochhaus des Landes in Holzhybridbauweise sein. Das Projekt kombiniert kühne Visionen mit innovativer Ingenieurskunst und soll im Sommer 2026 fertiggestellt werden.
An der belebten Verkehrsachse Tartu mnt, direkt neben dem ikonischen Fahle Haus, wächst ein Gebäude in die Höhe, dessen Tragwerk nicht aus Stahl und Beton, sondern primär aus Leim- und Brettsperrholz besteht. Mit einer vermietbaren Fläche von 6.850 m² ist das vom Architekturbüro LUMIA entworfene Projekt ein klares Bekenntnis zur Zukunft des urbanen Bauens.
Architektur, die atmet: grüne terrassen und innovative bauweise
Das herausstechendste Merkmal der „Fahle Terrassen“ ist die namensgebende Gestaltung der Fassade zur Tartu mnt. Großzügige, üppig begrünte Terrassen prägen das Erscheinungsbild und schaffen nicht nur einen ästhetischen Mehrwert, sondern bieten den zukünftigen Nutzern auch atemberaubende Ausblicke auf die Tallinner Innenstadt und den Hafen.
Die Entscheidung für Holz als primären Baustoff ist sowohl ökologisch als auch technologisch motiviert. Die Hauptkonstruktion aus Brettschichtholz (BSH) und Kreuzlagenholz (KLH) sorgt für eine signifikante Reduzierung des CO2-Fußabdrucks und schafft ein nachweislich gesünderes und angenehmeres Raumklima für die Büroangestellten. Um dieses anspruchsvolle Vorhaben wissenschaftlich zu fundieren, kooperierte LUMIA eng mit der Technischen Universität Tallinn (TalTech) und der renommierten ETH Zürich.
Ingenieurtechnische herausforderungen: vom felsfundament zur feuersicherheit
Der Weg zum hölzernen Hochhaus war jedoch mit erheblichen ingenieurtechnischen Herausforderungen gepflastert. Da das Gebäude geologisch am Rande des Baltischen Klints liegt, stießen die Bauarbeiter auf massiven Kalkstein. Bevor die Holzkonstruktion errichtet werden konnte, mussten die Baufachleute im wahrsten Sinne des Wortes einen Kalksteinbruch eröffnen und Felsmaterial für zwei komplette Untergeschosse abtragen. Erst nach der Fertigstellung der monolithischen Betongeschosse für die Tiefgarage mit 85 Stellplätzen – davon 14 mit E-Ladestationen – konnte der eigentliche Holzbau beginnen.
Ein entscheidender Aspekt bei mehrstöckigen Holzbauten ist die Feuersicherheit. Um jegliche Bedenken auszuräumen und die höchsten Sicherheitsstandards zu gewährleisten, wurde das estnisch-schweizerische Spezialunternehmen Ingis hinzugezogen. Ingis ist weltweit für seine Expertise im Bereich der Brandschutzplanung komplexer öffentlicher Holzgebäude bekannt und stellt sicher, dass die „Fahle Terrassen“ in puncto Sicherheit einem konventionellen Massivbau in nichts nachstehen.
Nachhaltigkeit im detail: energieeffizienzklasse A
Das Projekt strebt die Energieeffizienzklasse A an und integriert dafür ein ganzheitliches Nachhaltigkeitskonzept. Hocheffiziente Gebäudetechniksysteme garantieren minimale Betriebskosten. Ergänzt wird das System durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach zur Stromerzeugung sowie ein System zum Sammeln von Regenwasser, das für die Bewässerung der Terrassen genutzt wird.
Nachdem kürzlich das Richtfest gefeiert wurde, konzentrieren sich die Arbeiten nun auf den Dachausbau und die Innengestaltung. Mit der IF Versicherung als bereits feststehendem Anker-Mieter können sich die ersten Unternehmen darauf vorbereiten, im Sommer 2026 ihre Koffer zu packen und in ein wegweisendes Gebäude einzuziehen, das eindrucksvoll zeigt, wie die Zukunft des Bauens in den baltischen Staaten aussehen kann: nachhaltig, innovativ und ästhetisch anspruchsvoll.
QUELLE: FAHLE